echt nachhaltige gebäude Zukunft in vier Wänden: Das Urban Environment House

Das Urban Environment House ist ein Musterbeispiel für nachhaltige Gebäude. Und dafür, wie Finnland mit innovativen Technologien gleichermaßen Klimaschutz und Wirtschaft voranbringt.

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Selbst die Katastrophe wurde mit eingeplant. Wenn der Klimawandel dazu führen sollte, dass die Ostsee über die Hafenmauern tritt, könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Helsinki noch immer in ihren Büros an der Adresse Työpajankatu 8 arbeiten.
Denn schon beim Bau des Urban Environment House, das hier steht, wurde die Möglichkeit berücksichtigt, dass der Meeresspiegel um bis zu drei Meter ansteigen könnte. Das Wasser würde zwar eindringen, doch die verwendeten Baumaterialien stellen sicher, dass der Gebäudekern davon nicht beeinträchtigt würde. Nachhaltiges Denken im Wortsinne.  ↓

Nachhaltiges Gebäude, nachhaltige Agenda

Das mag der beeindruckendste Nachhaltigkeitsfakt des Urban Environment House sein, aber er ist bei Weitem nicht der einzige. Das siebenstöckige Bürogebäude mit 27.000 Quadratmetern Nutzfläche in der finnischen Hauptstadt ist eines der nachhaltigsten Gebäude im Portfolio von Union Investment und erfüllt die Kriterien der Taxonomie.
Für Marianna Tuomainen ist es die natürliche Umgebung – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Als Development Manager der „Urban Environment“-Abteilung der Stadt Helsinki kümmert sie sich darum, die Qualität und die Verwaltung öffentlicher Gebäude zu verbessern. Dass die Begriffe „urban“ und „Umwelt“ darin miteinander verwoben sind, ist kein Zufall. „Wir wollen bis 2035 CO2-neutral sein. Es schien nur logisch, dass wir in ein Gebäude ziehen, das so nachhaltig ist wie dieses.“  ↓

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„Die Stadt Helsinki will bis 2035 CO2-neutral sein. Es schien nur logisch, dass wir in ein Gebäude ziehen, das so nachhaltig ist wie dieses.“ Marianna Tuomainen Development Manager Urban Environment, Stadt Helsinki
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Innovative Heiztechnologie, wenige Parkplätze

Ökologische Faktoren flossen schon bei der Standortsuche ein. Die Wahl fiel bewusst auf ein Gelände, auf dem sich ein Parkplatz befand – so wurde für den Bau kein Boden neu versiegelt. Weil die Eröffnung des Gebäudes im September 2020 mitten in die Coronakrise fiel, haben noch nicht viele Menschen am eigenen Leib die Vorzüge des Urban Environment House erleben dürfen. Aber Marianna Tuomainen, die zu den wenigen Ausnahmen zählt, schwärmt von der angenehmen Atmosphäre. Zu der trägt unter anderem ein Heizsystem bei, bei dem Meerwasser genutzt wird, um das Gebäude bei hohen Außentemperaturen abzukühlen. Ebenso wie Sensoren, die die Sauerstoffzufuhr optimieren – oder die dafür sorgen, dass in Räumen, in denen sich gerade niemand aufhält, das Licht automatisch abgeschaltet wird (Mehr Details finden Sie in unserer animierten Grafik).

Besonderen Wert legten die Planer aber auch auf das, was es nicht gibt: Parkplätze für Autos. Gerade mal 75 Pkw haben in der Tiefgarage Platz, zehn davon sind E-Mobile. Und kein einziges davon befindet sich in Privatbesitz – die Fahrzeuge stehen entweder allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinschaftlich zur Verfügung oder werden von Abteilungen genutzt, die zum Erfüllen genau festgelegter Aufgaben auf Autos angewiesen sind. Ein weiträumig ausgebautes S-Bahn-Netz sorgt dafür, dass diese dennoch den Weg zur Arbeit bewältigen können, und die citynahe Lage dafür, dass sie auch Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten zu Fuß oder mit dem Rad erreichen können. Nachhaltigkeit habe nicht nur mit Technologie zu tun, sondern vorrangig mit Verhaltensänderungen, sagt Marianna Tuomainen.  ↓

Pkw-Stellplätze befinden sich in der Tiefgarage des Urban Environment House. Die Fahrzeuge werden entweder gemeinschaftlich genutzt oder für genau festgelegte Aufgaben eingesetzt.
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Nachhaltige Technologie boomt in Finnland

In Finnland ist Helsinki keine Ausnahme, sondern die Regel. „Die zehn größten Städte haben sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 CO2-neutral zu sein, manche wolle dies sogar schon 2025 erreicht haben.“ Es sei an der Zeit, sagt Marianna Tuomainen „Wir reden seit 30 Jahren über den Klimawandel. Aber passiert ist wenig. Erst in den letzten zwei oder drei Jahren haben wir angefangen, dieses Thema in unserem Arbeitsalltag anzugehen.“
Damit ist das Land schon jetzt auf einem Weg, auf dem ihm bald viele Staaten folgen werden. Denn der EU Action Plan sieht vor, dass Finanzmarktteilnehmer künftig offenlegen müssen, wie nachhaltig ihre Produkte und damit auch die Gebäude in den Immobilienfonds sind (LINK zu Artikel EU Action Plan). Finnlands Wirtschaft jedenfalls profitiert davon, sagt Marianna Tuomainen: „Wir erleben in Finnland derzeit einen regelrechten Boom bei der Entwicklung nachhaltiger Gebäudetechnologien.“ Nach einer Studie des finnischen Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit haben sich Umsatz und Beschäftigtenzahlen finnischer Holzbetriebe zwischen 2010 und 2020 in etwa verdoppelt. Und seit 2019 fördert ein eigens aufgelegtes staatliches Programm, das Wood Building Programme, die Entwicklung von Materialien und Fertigkeiten, damit finnische Hersteller und Dienstleister ein international wettbewerbsfähiges Level im Bereich von Holzkonstruktionen erreichen.
„Aber einigen Unternehmen fehlt es noch an Know-how in Sachen Nachhaltigkeit. Unsere Aufgabe sollte es sein, sie damit auszustatten und mit Unternehmen aus anderen Sektoren zu verbinden“, sagt Marianna Tuomainen: „Wir haben nicht mehr viel Zeit, um Fahrt aufzunehmen.“ Damit die Katastrophe ausbleibt.  •

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„Wir reden seit 30 Jahren über den Klimawandel. Aber erst seit zwei, drei Jahren haben wir angefangen, das Thema in unseren Arbeitsalltag zu integrieren.“ Marianna Tuomainen Development Manager Urban Environment, Stadt Helsinki
Bilder: Union Investment / Kuvatoimisto Kuvio Oy (5), Privat