manage to green Ökologische Vielfalt schützen: Die Leitlinie für Biodiversität

Der Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen ist noch bedrohlicher als der Klimawandel. Die Immobilienbranche kann viel dazu beitragen, dieser Bedrohung zu begegnen. Darum hat Union Investment eine Leitlinie für Biodiversität entwickelt.

Manchmal ist das Beste, was man tun kann, nichts zu tun. Beispielsweise, indem man einfach mal nicht den Rasen mäht. Denn in diesem Fall erzielt das Nichtstun Wirkung: ein ungemähter Rasen macht es für Kleinstlebewesen wie Insekten leichter, ausreichend Nahrung zu finden – und hilft so dabei mit, deren Aussterben zu verhindern.

Das allein aber reicht nicht aus, um einer Herausforderung zu begegnen, die in ihrer Bedeutung vielfach unterschätzt wird: Der Schutz von Biodiversität. Eigentümer und Verwalter von Immobilien sollten sich stärker mit dem Thema auseinandersetzen und aktiv Maßnahmen ergreifen. Denn neben den Auswirkungen auf Umwelt und Klima sind auch die ökonomischen Folgen immens.

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Wirtschaftsleistung und Biodiversität hängen zusammen

Biodiversität – das ist laut der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Wasser und in der Luft. Diese bilden die Grundlage für vieles, was für menschliches Überleben und menschlichen Wohlstand unverzichtbar ist: beispielsweise saubere Luft, sauberes Wasser, Klimaregulierung oder fruchtbare Böden. Nach einer Untersuchung des World Economic Forums von 2020 hängen rund 44 Milliarden US-Dollar an jährlicher Wirtschaftsleistung zumindest teilweise von Biodiversität ab – rund die Hälfte des weltweiten BIPs. Das gilt auch für die Immobilienbranche, welche natürliche Ressourcen wie Holz, Sand und Kies verarbeitet.

Und diese Grundlagen sind bedroht. So ist beispielsweise die Zahl der Wirbeltier-Populationen auf der Erde in den vergangenen 50 Jahren um rund 70 Prozent geschrumpft, und die der Insekten um 80 Prozent. Weltweit gelten nur noch knapp 23 Prozent der Erdoberfläche als „Wildnis“, die nicht industriell genutzt wird. Mit dem Rückgang von Pflanzen und Böden verringert sich auch die Aufnahmekapazität von CO2-Emissionen, was wiederum den Klimawandel weiter befeuert. Studien kalkulieren die Kosten, die bis 2030 aufgebracht werden müssten, um weitere Verluste zu verhindern, auf bis zu 967 Milliarden US-Dollar jährlich. 

Geschieht nichts, wären die Auswirkungen fatal. Der Verlust an Biodiversität könnte das globale BIP bereits bis 2030 um 2,7 Billionen US-Dollar schrumpfen lassen. Die ökologischen Folgen aber wären noch dramatischer als die ökonomischen, denn den Menschen würden die Grundlagen für ihr Überleben fehlen. „Damit ist das Thema sogar noch wichtiger in seiner Bedeutung als der Klimawandel“, sagt die Biologin Dr. Frauke Fischer, eine der anerkanntesten Expertin für das Thema Biodiversität in Deutschland: „Wir müssen schützen, was noch da ist, und wiederherstellen, was wir verloren haben.“

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Problembewusstsein in der Immobilienbranche wächst

Die Immobilienbranche kann dabei eine entscheidende Rolle spielen. Denn ihre Auswirkungen auf die Biodiversität sind enorm. Sie verbraucht Ressourcen für das Errichten von Gebäuden und die Herstellung von Baumaterialien, verursacht Lärm, Staub und Chemikalien, die während des Bauprozesses in die Umwelt gelangen, benötigt große Mengen an Energie für den Betrieb von Gebäuden und ist verantwortlich für die Versiegelung von Flächen. Allein in Deutschland werden täglich etwa 30 Hektar Boden mit Asphalt, Beton oder Pflastersteinen verbaut, das entspricht einer Fläche von rund 40 Fußballfeldern. „Das öffentliche Interesse an dem Thema steigt“, sagt Elena Winter, Senior Managerin Nachhaltigkeit bei Union Investment. „Mieter und institutionelle Anleger fragen immer häufiger nach, wie sich Union Investment zum Thema Biodiversität stellt.“  Noch sei der Marktdruck nicht so stark, dass man bereits jetzt zum Handeln gezwungen sei, sagt Winter. „Aber wir wollen in der Entwicklung vorangehen. Darum handeln wir jetzt schon.“

„Wir wollen in der Entwicklung in Sachen Biodiversität vorangehen. Darum handeln wir schon jetzt.“ Elena Winter Senior Manager Nachhaltigkeit bei Union Investment

Leitlinie für Biodiversität setzt den ersten Impuls

In Zusammenarbeit mit der Expertin Frauke Fischer hat Union Investment darum eine Leitlinie für Biodiversität entwickelt. Diese wurde übergreifend für alle Anlageklassen von Union Investment ausgearbeitet und enthält auch ein eigenes Kapitel zu Immobilien. Darin werden sowohl gegenseitige Abhängigkeiten analysiert als auch Einflussmöglichkeiten entlang der eigenen Wertschöpfungskette identifiziert.

Noch gibt die Leitlinie keine Maßnahmen vor. Denn nicht in jedem Abschnitt des Lebenszyklus einer Immobilie können sinnvolle und wirksame Maßnahmen umgesetzt werden. „Im Bestand ist das Spektrum bereits deutlich eingeschränkter als beispielsweise bei einer Projektentwicklung oder beim Städtebau“, sagt Elena Winter. „Daher ist unser vermutlich größter Hebel für den Schutz von Biodiversität weiterhin dem Klimawandel entgegen zu wirken.“  Mit der „Manage to Green“-Strategie arbeitet Union Investment bereits seit Jahren darauf hin, die Klimaneutralität ihres Immobilienportfolios bis 2050 zu erreichen.

Schon jetzt setzt Union Investment konkrete Maßnahmen zum Schutz von Biodiversität um: Bei jedem Ankauf wird eine Environmental Due Diligence durchgeführt, bei der sowohl der Boden als auch das Gebäude auf das Vorhandensein umweltrelevanter beziehungsweise schädlicher Stoffe überprüft werden. Auch Taxonomieprüfungen berücksichtigen Biodiversität durch die „Do no Significant Harm“-Kriterien – ebenso der „Sustainable Investment Check“, ein von Union Investment entwickeltes Scoringsystem, das die qualitativen Nachhaltigkeitskriterien von Immobilien überprüft.

Die Herausforderungen sind groß: von schwieriger Messbarkeit über neue Instrumente bis hin zu fehlenden Daten. „Aber Union Investment ist sich ihrer Verantwortung bewusst und versucht stetig die Nachhaltigkeit umfassend umzusetzen“, sagt Winter. „Die Leitlinie ist dafür nur der erste Schritt.“

Leitlinie Biodiversität im PDF einsehen

Bilder: Adobe Stock, Union Investment